Gesangvereine in Geinsheim

Auf dieser Seite werden Geinsheimer Gesangvereine mit Kurzdarstellungen präsentiert. Die in Unterseiten nachgelagerten Bildergalerien zu den einzelnen Vereinen finden Sie unter den Menüpunkten der linken Spalte bzw. unter <Sitemap>. Am Ende der Bildergalerien sind jeweils Artikel zur Vereinsgeschichte eingestellt

"Chorsängerverein 1791" hier Sängerfest 1966

Die ersten Zusammenkünfte von sangesfreudigen Männern aus Geinsheim lassen sich zeitlich nicht genau datieren, doch erwähnen Kirchenbücher bereits im Jahre 1742, dass Sängern aus Duttweiler ein Imbs, bestehend aus Brot, Butter und Käse in Geinsheim gereicht wurde.

Die satzungsgemäße Gründung erfolgte im Jahre 1791 in der Zeit der Französischen Revolution, als Gott von deren Anführern für abgesetzt erklärt wurde. In den Wirren der Revolutionsbewegung wurden auch auf linksrheinischem Gebiet Kirchen zerstört oder geschlossen und Priester vertrieben und getötet. Die Revolutionstruppen hatten auch Geinsheim schwer heimgesucht, die Kirche gestürmt und verwüstet. In dieser schweren Zeit nahmen Männer des Vereins, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, mit ihrem Gesang und ihrer ganzen Person an erster Stelle Gott, dem Allerhöchsten zu dienen, das „Allerheiligste” in ihre Obhut, bestatteten die Toten und versammelten des Abends die Bürger um sich, um Gottesdienst abzuhalten. Als der Priester sein Amt wieder versehen durfte, nahmen die Sänger Platz auf der Empore und begleiteten die Gottesdienste mit ihrem Gesang. Sie waren durch ihre Satzung zur unbedingten Treue verpflich­tet, die sie auch auf ihre schwarze Fahne mit dem Bild der Mater Dolorosa geschworen hatten.

Im Zuge der Cäcilianischen Bewegung, deren Einfluss durch den Speyerer Bischof auch auf Geinsheim übertragen wurde, übernahm der 1895 neu gegründete Cäcilienverein als gemischter Chor den Kirchengesang. Die Chorsänger wandten sich zukünftig verstärkt dem weltlichen Liedgut zu, auch wenn die Abkopplung vom Sangesdienst in der Kirche vielen Sängern über lange Zeit schwerfiel. Diese Umstellung war schwer, hat aber den Fortbestand des Vereins nicht beeinflusst.


1934 mussten sich die Chorsänger im Rahmen der Gleichschaltung mit dem 1868 gegründeten Männer-gesangverein Geinsheim zusammenschließen. Diese Zwangsmaßnahme wurde nach Beendigung des zweiten Welt­krieges wieder aufgehoben. Ab 1946 nahmen die Chorsänger ihre alte traditio­nelle Form der Gesangsausübung wieder eigenständig auf.


Erster Vorsitzender in den Jahren vor und nach dem Kriege, war Adam Engler (1935—1958), der für den Chorsängerverein als einem der ersten Vereine von den Besatzungsmächten die Erlaubnis erhielt, die Vereins­arbeit wieder aufzunehmen. Seine Nachfolger Otto Henkel Senior (1958–1964), Otto Adam (1964-1978), Harry Stadler und Manfred Adam führten den Verein über die Jahrzehnte in alter Tradition fort.

Dirigent in dieser Phase des Wiederaufbaus nach dem Krieg war Lehrer Karl Weinspach, der den Verein umsichtig und mit großer Zielstrebigkeit dirigierte. Mit ihm und seinen Nachfolgern Viktor Klein, Werner Knopf, Manfred Monzel und Heinz Hoffman rückte die kulturelle Arbeit des Vereins zusehends in den Mittelpunkt des Gemeindelebens. Mit beträchtlichem Liederrepertoire trat der Verein mit großem Erfolg bei Sängerfesten der näheren Heimat auf und führte zahlreiche Konzerte durch.

Im 190. Jahr seines Bestehens 1981 wurde von den Chorsängern die dritte Vereinsfahne feierlich geweiht. Die zweite Fahne war 1880 unter großen Opfern und mit Unterstützung der Gemeinde angeschafft und in Dienst gestellt worden. Die erste Vereinsfahne mit dem Bild der Mater Dolorosa auf schwarzem Grund bleibt verschollen. Freundschaftliche Bande mit dem oberbayrischen Steingaden und ei­nem Antwerpener Kirchenchor sind weitere Meilensteine der Aktivi­täten der Chorsänger.

Seit Bestehen feiert der Verein den 6. Januar (Dreikönig) als seinen Jahresfesttag, verbunden mit einem schlichten Essen bestehend aus Brot, Butter und Käse, dem „Dreikönigimbs”. Der in früheren Zeiten vor allem vor dem I. Weltkrieg durchgeführte Festtag mit festlichem Essen und öffentlichem Tanz, zu dem sogar das bayrische Königshaus Glückwunschadressen übersandte, war weit bekannt. Die beiden Weltkriege und ihre Nachfolgezeiten hatten das traditionelle „Dreikönigimbs” jedoch auf Jahre unterbunden. Seit dem Jahre 1952 feiert der Chorsängerverein diesen Festtag wieder in seiner ursprünglichen Form mit Käse, Brot und Wein.

Auch in Zukunft fühlen sich die Chorsänger der Aufgabe verbunden, das von den Vätern ererbte Kulturgut zu erhalten und zu pflegen, „zum Nutzen und Wohl unserer Heimat, unseres Volkes und unseres Vaterlandes“.

 

Männergesangverein

Im Zuge der Umgestaltung des Geisteslebens in der Zeit der Aufklärung in Deutschland entstanden im 19. Jahrhundert verstärkt Männerchöre, die sich vorwiegend dem weltlichen Liedgut zuwandten. Da der in Geinsheim 1791 gegründete Chorsängerverein sich ganz dem Kirchengesang verschrieben hatte und sich nur nebenbei dem weltlichen Lied widmete, gingen sangesfreudige Männer 1868 daran, in Geinsheim einen weltlichen Männerchor zu gründen.

 

Erster Vorstand des Vereins war Daniel Fußer, der bis zu seinem Tod im Jahre 1913 den Verein leitete. Erster Dirigent war der Schullehrer Sebastian Schneider, der das Amt 1874 seinem Sohn, dem Hauptlehrer Philipp Schneider übergab.

 

Die erste Vereinsfahne wurde nach dem Krieg 1870/71 angeschafft. Ein genaues Datum der Fahnenweihe ist nicht bekannt, doch ist der Verein im Besitz eines Manuskriptes mit dem Festgedicht zur Fahnenweihe, das von Philipp Schneider unterschrieben wurde und auf den 10. September 1871 datiert ist. Laut diesem Text wurde das Fest der Fahnenweihe im Geinsheimer Wald veranstaltet.

 

!904 wurde eine zweite Fahne angeschafft, deren Weihe ebenfalls mit einem Waldfest verbunden war. Die Festivitäten wurden von vielen Vereinen und Männerchören aus der Umgebung begleitet. Die 1871 geweihte Fahne kam in den Wirren des nationalsozialistischen Reiches abhanden.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurden auch Gesangsvereine gleichgeschaltet und damit versucht, die Vereinsmitglieder auf die Philosophie des sog. "Dritten Reiches" auszurichten. So wurden im Vollzug der Gleichschaltung die beiden weltlichen Chöre in Geinsheim 1933 zwangsfusioniert. Die Leitung hatte Hauptlehrer Weinspach übernommen. Die neu beschaffte Fahne des zusammengeschlossenen Vereins wurde mit der Aufschrift "Männerchorgesangverein 1791-1933" versehen.


Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Tradition des Vereins wieder unter den ursprünglichen Namen "Männergesangsverein 1868" unter Leitung des Hauptlehrers Ludwig Rößler ab März 1946 fortgeführt.

 

Als besonderes Ereignis bleibt der 6. November 1987 in Erinnerung, da an diesem Tag der lang gehegte Traum für ein eigenes Sängerheim in Erfüllung ging. An diesem Tag konnte nach über dreijähriger Bauzeit in der Ortsmitte von Geinsheim das richtungsweisende Sängerheim eingeweiht werden. Der in Eigenleistung entstandene stattliche Bau erfüllt die Vereinsmitglieder auch heute noch mit besonderem Stolz, da er durch Eigeninitiative in aufopferungsvollem Einsatz in vielen Tausend Arbeitsstunden fertiggestellt wurde. Besonders hervorzuheben ist hier die Leistung der beiden damaligen Vorsitzenden des Männergesangvereins Edmund Weber und Michael Joa, die sich bei der Verwirklichung des Bauvorhabens in besonderer Weise hervorgetan haben.

Zur Beschaffung der finanziellen Mittel war die 20 jährige Beteiligung des Vereins am Neustadter Weinfest über die Bewirtschaftung eines sog. Weinhauses an der Südostecke des Bahnhofvorplatzes vorausgegangen. Während des Weinlesefestes im Jahre 1990 war das Weinhaus des MGV letztmals in Neustadt aufgestellt und bewirtschaftet worden.

 

Nach 26 Jahren gab Edmund Weber den 1. Vorsitz aus gesundheitlichen Gründen ab. In der Generalversammlung am 13. Dezember 1994 wurde Lothar Kost als Nachfolger gewählt. Als eine der ersten Aufgaben der verjüngten Vorstandschaft wurde die Gründung eines Jugendchores in Angriff genommen. Der Jugendchor ist bis zum heutigen Tage aktiv und wirkte bereits bei mehreren öffentlichen Auftritten in Konzerten und bei Vereinsjubiläen mit.

Cäcilienverein (Kirchenchor) gegründet 1895

Nach Beginn der Neuzeit (um 1550) war es in den ländlichen Pfarrgemeinden Aufgabe des Pfarrers, die Bevölkerung auch im Lernen von Kirchenliedern zu unterweisen. Chormusik im heutigen Sinne konnte sich erst nach Einführung von zunächst einklassigen Schulen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entwickeln, in denen der Lehrer neben Rechnen, Schreiben und Religion auch Kirchenlieder mit den Kindern einübte. Die Verbindung zur Kirche war auch beruflich gegeben, da der Lehrer zusätzlich den „niederen Kirchendienst“ zu versehen hatte, der u.a. im Schlagen der Orgel, dem Läuten der Glocken und im Vorsingen während des Gottesdienstes bestand.

 

Dennoch besitzt der Kirchengesang in Geinsheim eine alte Tradition. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts gab es hier wie in vielen Orten des Hochstiftes Speyer sogenannte Chorsinger. Sangesfreudige Männer aus Geinsheim übten mit dem Lehrer Kirchenlieder ein und waren beim Singen in der Kirche Stimmführer. Für diesen Kirchendienst wurde den Chorsingern von der Pfarrgemeinde am Dreikönigstag ein Essen gegeben, auf das heute noch das traditionelle Dreikönigsimbs zurückgeht. Im 18. Jahrhundert schlossen sich die Geinsheimer Kirchensänger zu einer festen Gemeinschaft zusammen und gründeten 1791 den ältesten Männergesangverein in Deutschland.

Die Gründung ungezählter Kirchenchöre im deutschsprachigen Raum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde angestoßen durch die sogenannte Cäcilianische Bewegung, die nach der Heiligen Cäcilia benannt wurde. Die Patronin der Musik starb im 3. Jahrhundert wegen ihres christlichen Glaubens als Märtyrin in Rom.

 

Aus Anlass des Vatikanischen Konzils 1870 überreichten 29 deutsche Bischöfe dem Papst eine Bittschrift zur Approbation des Allgemeinen deutschen Cäcilienvereins, unter dessen Schirmherrschaft die Pflege der katholischen Kirchenmusik zukünftig stand. Zudem änderten sich nach der Inthronisierung von Josef Georg Ehrler als Bischof in Speyer die Ansprüche an den liturgischen Kirchengesang. Der zeitgemäße liturgische Gesang forderte den gemischten Chor und das bisherige volkstümliche Liedgut wurde von offizieller kirchlicher Seit nicht mehr für genügend würdig gehalten.

Mit Wirkung vom 1. September 1895 wurde in Geinsheim der „musikalisch hochbegabte Pfarrer“ Georg Jakob Heintz tätig, der als einer seiner ersten Aufgaben die Gründung eines Cäcilienvereins in Angriff nahm. Bereits am 24. November 1895 wurde der Pfarrcäcilienverein Geinsheim aus der Taufe gehoben. Dem neuen Chor schlossen sich bereits bei der ersten Versammlung ca. 50 Sängerinnen und Sänger und einige passive Mitglieder an.

 

Erster Höhepunkt des neu gegründeten Chores war 1897 die feierliche Weihe einer von Frau Gräfin d’Heillimer gestifteten Statue der Schutzpatronin Cäcilia in der vollbesetzten Kirche, die mit mehrstimmigem Gesang begleitet wurde.

 

Die heute noch erhaltene Fahne des damaligen Cäcilienvereins wurde 1902 angeschafft und innerhalb einer großen Festveranstaltung geweiht.

Jugendchor (Candemus)